Montag, 15. November 2010

"Packen Sie eine Erdbebentasche"

Auf der Internetseite der deutschen Botschaft in Peking werden Deutsche Expats aufgefordert, sich in einer Krisenvorsorgeliste einzutragen. Die Informationen, die dann folgen, erinnern an einen Katastrophenfilm. Als erster erfährt man:
Peking liegt – ebenso wie der größere Teil der VR China - in einem Gebiet, in dem aufgrund der plattentektonischen Gegebenheiten eine größere Erdbebengefahr besteht.

Die deutsche Botschaft rät dringlichst:
Mieten Sie keine Wohnungen in Hochhäusern ohne Erdbebensicherung oder in engen Gassen gelegene Häuser an. Bevorzugen Sie Stahlbetonbauweise und versuchen Sie die Möglichkeit auszuschließen, dass schlecht konstruierte Nachbarhäuser auf das angemietete Objekt stürzen könnten.
Die deutsche Botschaft würde also nicht empfehlen nach Fangzhuang zu ziehen?

Dann beschreibt die deutsche Botschaft das Gefahrenszenario, auf das man sich vorbereiten soll:
Dauer des Erdbebens etwas eine Minute ohne Vorankündigung so stark, dass man sich nicht auf den Beinen halten kann. Mehrere kräftige Nachbeben in den folgenden Stunden und Tagen. Die Wasser-, Strom- und Telefonleitungen sind unterbrochen. Auf den Straßen stellen zerrissene Stromleitungen eine Gefahr dar. In der näheren Umgebung kommt es zu kleinen Bränden, ggf. auch Großbrände und Explosionen. Es bestehen keine Möglichkeiten der Kommunikation per Telefon , E-Mail etc. - auch die Botschaft ist nicht zu erreichen und kann zunächst keinen Kontakt zu den im Land lebenden Deutschen aufnehmen!

Die deutsche Botschaft empfiehlt, immer eine "Erdbeben-Tasche" gepackt zu haben und empfiehlt den folgenden Inhalt:
Trinkwasser (ca. 4 Ltr. pro Person), haltbare Nahrungsmittel (Dosenöffner nicht
vergessen !), festes Schuhwerk, Schlafsack, Isoliermatte, Regenschutz (auch Plastikfolie),
Verbandsmaterial (incl. Einweghandschuhe und Mundschutz), Ausweispapiere (ggf. mit Kopien), Impfpass, Toilettenpapier, Bargeld, Kreditkarte, Taschenradio mit Ersatzbatterie, Stadtplan/Landkarte Ihrer Umgebung, Chinesisch-Wörterbuch, Medikamente, Taschenlampe mit Ersatzbatterien, Kerzen, Streichhölzer, Taschenmesser, Feuerzeug, Ersatzbrille, Plastiktüten, Kugelschreiber/Stifte, Papier, Armbanduhr, wichtige Schlüssel, Mobiltelefon, ggf. geringe Mengen an Notfall-Hygieneartikeln und Ersatzkleidung
Hinweis: Regelmäßig Trinkwassernotversorgung und Lebensmittel erneuern !

Spätestens jetzt hat die deutsche Botschaft jedem Deutschen große Angst gemacht und man trägt sich sofort wie wir in die Krisenvorsorgeliste ein. „Fangzhuang, Fangzhuang Park- Gegenüber der Polizeitstation“ und die einzige wirklich präzise Angabe, unsere Appartmentnummer.
Für den anderen wahrscheinlichen Krisenfall „politische Krise“ empfiehlt die Botschaft noch genaue Lebensmittel unter anderem:
FischkonservenFleischkonserven, Wurstkonserven, Knäckebrot, Zwieback, Salzstangen, Grieß, Butterschmalz, haltbares Brot (z.B. in Dosen) 

Aha liebe Botschaft, und wo bitte in Peking soll man das kaufen?!

Nach vier Seiten Horrorzenarien erfährt man dann auch noch:
Die Kosten der Evakuierung werden vom Bund verauslagt; die evakuierten Personen müssen die Kosten jedoch anteilmäßig erstatten (s.a. § 6 Abs. 2 Konsulargesetz).

An dieser Stelle musste einfach noch mal das Foto unseres Hausflurs veröffentlicht werden, (aber mit der guten Nachricht, dass dieses Haus hier sicher im Gegensatz zu all den neuen schönes gläsernen Appartmentkomplexen schon das letzte Erdbeben Anfang der 80er Jahre mit der Stärke 8,0 erlebt und überlebt hat. Es sieht nicht nur so aus, nein es ist auch so stabil wie ein Parkhaus.) Die Erdbebentasche haben wir also noch nicht gepackt. Wir sind ja jetzt auch erstmal in Shanghai. 


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