Donnerstag, 18. November 2010

Ein paar Tischregeln

Auch beim Essen gibt es hier noch viel falsch zu machen, selbst wenn man wie wir vom Stäbchen-Beginner zum Einzelne-Erdnuss-mit-Stäbchen-Esskönner geworden ist.  Dabei handelt es sich nicht um deutsche Pseudoregeln à la wie das Besteck liegen muss, damit der Kellner sieht, dass es geschmeckt hat. Nein, diese Regeln hier werden tatsächlich von jedem befolgt und kennt man sie nicht, kann man sich mal wieder ganz schön peinlich machen.

Regel Nr. 1: Am Tisch darf nicht die Nase geputzt werden. Das findet man hier eklig. Dafür muss man auf die Toilette gehen. Und wenn man eine Erkältung hat, dann hat man eben ein Problem. Dafür ist am Tisch aber lautes Rülpsen erlaubt, denn das zeigt, dass es schmeckt.

Regel Nr. 2: Der Giesser der Teekanne zeigt immer von den Menschen am Tisch weg. Zeigt der Giesser auf die Menschen bringt das Unglück.

Regel Nr. 3: Die Stäbchen dürfen nie einfach so aus Langeweile in die Reisschüssel gesteckt werden. Denn das soll aussehen wie ein chinesisches Grab. Und das bringt Unglück.

Regel Nr. 4: Bei einem Geschäftsessen muss der Fischkopf des bestellten Fischs auf den Laoban- den Chef- zeigen. Anderenfalls bringt es Unglück.

Regel Nr. 5: Es wird sich demonstrativ auch unter Anwendung von scheinbar körperlicher Gewalt in einer Art Scheinkampf darum gestritten, wer die Rechnung bezahlen darf.

Regel Nr. 6: Der Kellner (Fuwuyuan) ist ein Untermensch und muss angeschrien werden. Bereits in der Sprachschule hier lernt man das Wort „Fuwuyuan“ nur in geschriener Aussprache.  Auch darf der Fuwuyuan von den Gästen in normalen Restaurants kaum beachtet werden. Nur Touristen sagen "Danke", wenn etwas auf den Tisch gestellt wird. Der Fuwu kann sich bestenfalls von Chinesen über ein zweimaliges Tippen auf den Tisch freuen. 

Regel Nr. 7: Es wird nicht alles aufgegessen. Das gilt besonders bei privaten Einladungen. Das zeigt nämlich dem Gastgeber, dass er zu wenig Geld hat um seine Gäste üppig zu bewirten. Ebenso sollte man nur im Notfall am Ende des Essens etwas Reis essen, denn auch das zeigt wieder, dass der noch hungrige Gast zur langweiligen billigen Sättigungsbeilage greifen muss. 


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